Die Erfolgsfaktoren im Mittelstand

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Die Erfolgsfaktoren im Mittelstand

 

Wie zukunftsfähig sind die „alten unternehmerischen Werte“ in einer sich rasant verändernden Welt?

Gleich zu Beginn des neuen Jahres werden wieder viele erfolgreiche Unternehmer für ihre zum Teil bemerkenswerten unternehmerischen Leistungen ausgezeichnet, die sie innerhalb der letzten Jahre oder Jahrzehnte erzielt haben. Sei es mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung durch das Kompetenznetz-Mittelstand oder beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer 2017 im Schwäbisch Hall, einer Top-Veranstaltung in der „Heimat der Weltmarktführer“, auf dem die Hidden Champions des deutschen Mittelstandes zeigen, wie man Weltmarktführer wird und bleibt. Aber auch ohne den Blick auf die großen Bühnen zu werfen, bin ich durch die vielen Treffen und Gespräche mit mittelständischen Unternehmern immer wieder davon beeindruckt, was diese geschaffen haben und vor allem auch, wie sie es gemacht haben.

Von Außen betrachtet ist Erfolg immer ganz einfach. Denn oftmals wird von den „Experten“ unterstellt, dass der Unternehmer einst einfach nur zur „richtigen Zeit den richtigen Riecher“ hatte und mit der daraus entstandenen Geschäftsidee heute immer noch erfolgreich ist. Das ist natürlich als „Startschuss“ schon richtig. Reicht aber, wie wir wissen, natürlich bei weitem nicht aus!

In der Phase des Aufbaus und späteren Ausbaus des Unternehmens kommt der Lackmustest, also der wesentliche Erkenntnisgewinn, ob alles das, was man sich unternehmerisch vorgenommen hat, auch erfolgreich umsetzen lässt. Und das umfasst nicht nur die Frage, wie der Markt die neuen Produkte oder Dienstleistungen denn nun annimmt.

Erfolgsfaktor Netzwerk

Aus einer Vielzahl wichtiger Elemente, die den zukünftigen Weg des Unternehmens bestimmen, sind aus meiner Sicht zwei Faktoren ganz besonders für den dann hoffentlich eintretenden Erfolg relevant: Einerseits die Netzwerke des Unternehmers und andererseits die gelebten Werte in seinem mittelständischen Unternehmen.

Netzwerken kommt außerhalb der klassischen Verbands-Interessentätigkeit immer dann eine strategische Komponente zu, wenn Fragestellungen in der eigenen Organisation und in eigendefinierter Zeit nicht allein beantwortet bzw. gelöst werden können. Im operativen Geschäft sind gute Netzwerke schon immer ein wichtiger Faktor, z.B. wenn es um die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden geht und es in diesem Kontext Fragestellungen gemeinsam zu lösen gilt. Natürlich dürfen die schon seit langem genutzten Joint Ventures nicht unerwähnt bleiben, die (schon immer) dort stattfanden, wo es um Expertisen-Bündelung und Risikoteilung bei strategischen Projekten geht. Aber reicht das noch in Zukunft?

Mit der im Dezember 2016 bekannt gegebenen Gründung des Start-up-Fonds „La Famiglia“, in dem sich Mitglieder deutscher Unternehmerfamilien zu einem internationalen Wagniskapital-Fonds zusammengetan haben, zeigt sich, wie gut Netzwerke im Mittelstand auch über die Landesgrenzen hinaus funktionieren können. Der Fonds soll Geld in Start-ups investieren und den Austausch zwischen der Industrie und jungen Unternehmen fördern. Denn im Vergleich zu Ländern wie den USA gibt es in Deutschland aber auch in Europa bisher recht wenige Wagniskapital-Fonds, die Gründer unterstützen. So geht es bei La Famiglia nicht um die schlichte Anlageform des „Venture Capital“ bzw. der Frühphasen-Finanzierung, sondern auch um die zukünftig bessere Einbindung des Themas der Digitalisierung. Das heißt, es gilt sowohl einzelne auf diesem Thema basierende Geschäftsideen voranzutreiben, als auch Impulse für den eigenen originären Geschäftsbetrieb eines jeden Gesellschafters zu generieren.

Erfolgsfaktor Werte

Werte, die in dieser Zusammenarbeit gelebt werden, sind überhaupt erst die Basis für das Entstehen solcher Vehikel wie es bei La Famiglia der Fall ist. Hierbei geht es nicht nur um eine schlichte Kooperation, sondern um Vertrauen, dass durch gemeinsames, auf Dauer angelegtes kooperatives Verhalten über Zeit entsteht.

Der klassische mittelständische Unternehmer lebt es in seinem Unternehmen vor, wie man sich gegenüber seinen Lieferanten und Kunden verhält, ohne dass es dazu einer ausformulierten  und implementierten Corporate Governance Struktur bedarf. Ethisches Verhalten definiert er nicht erst dann, wenn er an die Grenzen der Legalität gelangen könnte, sondern bereits früher, nämlich ob sein Tun und das seines Unternehmens auch legitim ist. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang auch der ehrbare Kaufmann mit seinen „hanseatischen Gepflogenheiten“ ins Feld geführt werden muss. 

SCOPAR-Studie „Die wichtigsten Werte“: Die 12 wichtigsten Werte in Deutschen Unternehmen (Quelle: SCOPAR)

Werte sind in einem Unternehmen grundsätzlich immer vorhanden, es kommt aber eben darauf an, was der Eigentümer daraus macht. Denn Werte lassen sich im Unternehmen weder „installieren“ noch „von oben herab“ bestimmen. Sie müssen vom Unternehmer und dem Führungsteam, die immer zu ihrem Wort stehen sollten, vorgelebt werden. Immer wieder toll finde ich es, wenn ich bei Betriebsrundgängen mit Unternehmern sehe, wie diese mit ihren Mitarbeitern umgehen. Das Wissen und das Kennen jedes einzelnen Mitarbeiters ist die eine Seite, die dabei ausgestrahlte Wertschätzung eine ganz andere. Nicht nur dem Mitarbeiter als Mensch gegenüber, sondern auch hinsichtlich seines Wissens und seines Engagements für die Firma. Hier handelt man bei Mitarbeitern, die über 50 sind, nicht nach dem Motto „ihr seid zu teuer und daher müsst ihr gehen“. Im Vergleich zu dem einen oder anderen Großunternehmen – ist man im Mittelstand so weitsichtig, dass Wissen und das unglaubliche Know-how dieser Mitarbeiter so lange wie möglich in der Firma zu behalten. Ich sehe, dass die Anzahl der Manager, die über 50 Jahre alt sind und –  über alle Hierarchiestufen hinweg – einfach freigesetzt werden, leider zunimmt. Was für ein unglaublicher Erfahrungsschatz wird dabei vernichtet!

Externe Schocks

Erfolgsfaktoren im Mittelstand hin oder her: Sind denn deren Grenzen nicht dann erreicht, sobald sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Unternehmer z.B. auf der Absatzseite kurzfristig radikal verändern? Hervorgerufen beispielsweise durch protektionistische Korrekturmaßnahmen in einzelnen Exportländern oder durch Aktivitäten großer Wettbewerber in wichtigen Absatzmärkten?

Wie kann man das aus unternehmerischer Sicht beantworten?

Eine alte Unternehmer-Weisheit sagt, dass man sich auf einzelne wenige Vertriebs- und Absatzregionen niemals alleine verlassen sollte, auch wenn sie als noch so sicher erscheint. Das gilt heute mehr denn je, denn Veränderungen der Rahmenbedingungen, die heute deutlich schneller kommen und wirken als früher, zwingen den Unternehmer zu einem deutlich schnelleren Reaktions- und Handlungserfolg. Aber was würde er tun, wenn in der zuvor beschriebenen Situation plötzlich ein großer Absatzmarkt oder großer Vertriebspartner ausfällt?

Er reagiert mit der notwendigen Ruhe und dem entsprechenden Selbstbewusstsein, was sich in einer solchen Situation auch positiv auf seine Mitarbeiter auswirkt. Das ist aus psychologischer Sicht – auch gegenüber den weiteren Marktteilnehmern – äußerst wichtig. Der Unternehmer wird deswegen nicht gleich an die Öffentlichkeit gehen und sich aus einer Defensivposition heraus über das „unglaubliche Verhalten“ beschweren.

Er hadert nicht mit seinem augenscheinlichen Schicksal und wartet nicht darauf, dass derjenige, der ihm seinen Markt wegzunehmen droht, es sich vielleicht doch noch einmal anders überlegen wird und letztlich doch nicht so böse ist, wie angedroht. Er agiert in dieser Situation mutig und erkennbar selbstbewusst, auch wenn ihn die Situation bestimmt ärgert. Und er zeigt dies nicht, sondern setzt sein „Pokerface“ auf und handelt.

Das gilt es auch in den jetzigen, sich international verändernden Wirtschaftsräumen zu berücksichtigen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass sich die Bedeutung einzelner Wirtschaftspartner und Wirtschaftsregionen verändern kann und sich neue Allianzen bilden. Die Globalisierung der Wirtschaftsräume hat konsequenter Weise zur drastischen Veränderungen der rationalisierten Arbeits- und Lebensformen geführt. Das betrifft nicht nur die Märkte in Asien, Zentral- und Lateinamerika, Afrika, Türkei oder Russland, sondern auch uns in Europa und die USA. Spannend ist es aktuell zwischen den letztgenannten. Welche Auswirkungen werden der Brexit und die neue Politik „America first“ haben? Die Abhängigkeit von den USA könnte für viele Länder zum Problem werden, sollte der eingeschlagene Kurs betreffend Migration und Freihandel durchgehalten werden. Das  Freihandelsabkommen TTP ist bereits aufgekündigt. Unsere Weltmarkt führenden Mittelstandsunternehmen sollten sich in gewohnter Weise gut auf die Veränderungen vorbereiten und Position beziehen, so wie sie es immer schon getan haben. Ein klares Wertebekenntnis ist dabei ein tragender Pfeiler. Nachhaltige Strukturen, Verlässlichkeit, langfristiges Denken, Vertrauen, Fairness oder Ehrlichkeit – das sind Werte, die in mittelständischen Unternehmen elementar sind.

Vielleicht kann die Politik hinsichtlich Ihrer Verhaltensweise in der aktuellen Situation vom zuvor beschriebenen Verhalten der Mittelständler ja derzeit noch etwas lernen?

 

Über den Autor Dr. Dirk Neukirchen und Allistro

Dr. Dirk Neukirchen schreibt seit September 2012 über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich des privaten Beteiligungskapitals und setzt sich unter anderem mit den Anlagemöglichkeiten, der Mittelherkunft und den Rahmenbedingungen solcher Finanzierungsformen auseinander.

ALLISTRO ist eine von mittelständischen Unternehmern gegründete Beteiligungsgesellschaft. Unser Fokus liegt auf Nachfolgeregelungen im innovativen Mittelstand der DACH-Region, welche wir von unseren Büros aus Deutschland und der Schweiz begleiten.

Im Rahmen von Wachstumsfinanzierungen und Nachfolgeregelungen bieten wir gut positionierten mittelständischen Unternehmen eine langfristige Eigenkapitalbeteiligung.

Im Fokus stehen dabei Unternehmen mit Sitz im deutschsprachigen Raum und einem Umsatzvolumen zwischen € 5 Mio. und € 30 Mio. ALLISTRO arbeitet stets nach dem Leitsatz: „Werte schaffen – Werte erhalten“.

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