Die Erfolgsfaktoren im Mittelstand

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Die Erfolgsfaktoren im Mittelstand

 

Wie zukunftsfähig sind die „alten unternehmerischen Werte“ in einer sich rasant verändernden Welt?

Gleich zu Beginn des neuen Jahres werden wieder viele erfolgreiche Unternehmer für ihre zum Teil bemerkenswerten unternehmerischen Leistungen ausgezeichnet, die sie innerhalb der letzten Jahre oder Jahrzehnte erzielt haben. Sei es mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung durch das Kompetenznetz-Mittelstand oder beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer 2017 im Schwäbisch Hall, einer Top-Veranstaltung in der „Heimat der Weltmarktführer“, auf dem die Hidden Champions des deutschen Mittelstandes zeigen, wie man Weltmarktführer wird und bleibt. Aber auch ohne den Blick auf die großen Bühnen zu werfen, bin ich durch die vielen Treffen und Gespräche mit mittelständischen Unternehmern immer wieder davon beeindruckt, was diese geschaffen haben und vor allem auch, wie sie es gemacht haben.

Von Außen betrachtet ist Erfolg immer ganz einfach. Denn oftmals wird von den „Experten“ unterstellt, dass der Unternehmer einst einfach nur zur „richtigen Zeit den richtigen Riecher“ hatte und mit der daraus entstandenen Geschäftsidee heute immer noch erfolgreich ist. Das ist natürlich als „Startschuss“ schon richtig. Reicht aber, wie wir wissen, natürlich bei weitem nicht aus!

In der Phase des Aufbaus und späteren Ausbaus des Unternehmens kommt der Lackmustest, also der wesentliche Erkenntnisgewinn, ob alles das, was man sich unternehmerisch vorgenommen hat, auch erfolgreich umsetzen lässt. Und das umfasst nicht nur die Frage, wie der Markt die neuen Produkte oder Dienstleistungen denn nun annimmt.

Erfolgsfaktor Netzwerk

Aus einer Vielzahl wichtiger Elemente, die den zukünftigen Weg des Unternehmens bestimmen, sind aus meiner Sicht zwei Faktoren ganz besonders für den dann hoffentlich eintretenden Erfolg relevant: Einerseits die Netzwerke des Unternehmers und andererseits die gelebten Werte in seinem mittelständischen Unternehmen.

Netzwerken kommt außerhalb der klassischen Verbands-Interessentätigkeit immer dann eine strategische Komponente zu, wenn Fragestellungen in der eigenen Organisation und in eigendefinierter Zeit nicht allein beantwortet bzw. gelöst werden können. Im operativen Geschäft sind gute Netzwerke schon immer ein wichtiger Faktor, z.B. wenn es um die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden geht und es in diesem Kontext Fragestellungen gemeinsam zu lösen gilt. Natürlich dürfen die schon seit langem genutzten Joint Ventures nicht unerwähnt bleiben, die (schon immer) dort stattfanden, wo es um Expertisen-Bündelung und Risikoteilung bei strategischen Projekten geht. Aber reicht das noch in Zukunft?

Mit der im Dezember 2016 bekannt gegebenen Gründung des Start-up-Fonds „La Famiglia“, in dem sich Mitglieder deutscher Unternehmerfamilien zu einem internationalen Wagniskapital-Fonds zusammengetan haben, zeigt sich, wie gut Netzwerke im Mittelstand auch über die Landesgrenzen hinaus funktionieren können. Der Fonds soll Geld in Start-ups investieren und den Austausch zwischen der Industrie und jungen Unternehmen fördern. Denn im Vergleich zu Ländern wie den USA gibt es in Deutschland aber auch in Europa bisher recht wenige Wagniskapital-Fonds, die Gründer unterstützen. So geht es bei La Famiglia nicht um die schlichte Anlageform des „Venture Capital“ bzw. der Frühphasen-Finanzierung, sondern auch um die zukünftig bessere Einbindung des Themas der Digitalisierung. Das heißt, es gilt sowohl einzelne auf diesem Thema basierende Geschäftsideen voranzutreiben, als auch Impulse für den eigenen originären Geschäftsbetrieb eines jeden Gesellschafters zu generieren.

Erfolgsfaktor Werte

Werte, die in dieser Zusammenarbeit gelebt werden, sind überhaupt erst die Basis für das Entstehen solcher Vehikel wie es bei La Famiglia der Fall ist. Hierbei geht es nicht nur um eine schlichte Kooperation, sondern um Vertrauen, dass durch gemeinsames, auf Dauer angelegtes kooperatives Verhalten über Zeit entsteht.

Der klassische mittelständische Unternehmer lebt es in seinem Unternehmen vor, wie man sich gegenüber seinen Lieferanten und Kunden verhält, ohne dass es dazu einer ausformulierten  und implementierten Corporate Governance Struktur bedarf. Ethisches Verhalten definiert er nicht erst dann, wenn er an die Grenzen der Legalität gelangen könnte, sondern bereits früher, nämlich ob sein Tun und das seines Unternehmens auch legitim ist. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang auch der ehrbare Kaufmann mit seinen „hanseatischen Gepflogenheiten“ ins Feld geführt werden muss. 

SCOPAR-Studie „Die wichtigsten Werte“: Die 12 wichtigsten Werte in Deutschen Unternehmen (Quelle: SCOPAR)

Werte sind in einem Unternehmen grundsätzlich immer vorhanden, es kommt aber eben darauf an, was der Eigentümer daraus macht. Denn Werte lassen sich im Unternehmen weder „installieren“ noch „von oben herab“ bestimmen. Sie müssen vom Unternehmer und dem Führungsteam, die immer zu ihrem Wort stehen sollten, vorgelebt werden. Immer wieder toll finde ich es, wenn ich bei Betriebsrundgängen mit Unternehmern sehe, wie diese mit ihren Mitarbeitern umgehen. Das Wissen und das Kennen jedes einzelnen Mitarbeiters ist die eine Seite, die dabei ausgestrahlte Wertschätzung eine ganz andere. Nicht nur dem Mitarbeiter als Mensch gegenüber, sondern auch hinsichtlich seines Wissens und seines Engagements für die Firma. Hier handelt man bei Mitarbeitern, die über 50 sind, nicht nach dem Motto „ihr seid zu teuer und daher müsst ihr gehen“. Im Vergleich zu dem einen oder anderen Großunternehmen – ist man im Mittelstand so weitsichtig, dass Wissen und das unglaubliche Know-how dieser Mitarbeiter so lange wie möglich in der Firma zu behalten. Ich sehe, dass die Anzahl der Manager, die über 50 Jahre alt sind und –  über alle Hierarchiestufen hinweg – einfach freigesetzt werden, leider zunimmt. Was für ein unglaublicher Erfahrungsschatz wird dabei vernichtet!

Externe Schocks

Erfolgsfaktoren im Mittelstand hin oder her: Sind denn deren Grenzen nicht dann erreicht, sobald sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Unternehmer z.B. auf der Absatzseite kurzfristig radikal verändern? Hervorgerufen beispielsweise durch protektionistische Korrekturmaßnahmen in einzelnen Exportländern oder durch Aktivitäten großer Wettbewerber in wichtigen Absatzmärkten?

Wie kann man das aus unternehmerischer Sicht beantworten?

Eine alte Unternehmer-Weisheit sagt, dass man sich auf einzelne wenige Vertriebs- und Absatzregionen niemals alleine verlassen sollte, auch wenn sie als noch so sicher erscheint. Das gilt heute mehr denn je, denn Veränderungen der Rahmenbedingungen, die heute deutlich schneller kommen und wirken als früher, zwingen den Unternehmer zu einem deutlich schnelleren Reaktions- und Handlungserfolg. Aber was würde er tun, wenn in der zuvor beschriebenen Situation plötzlich ein großer Absatzmarkt oder großer Vertriebspartner ausfällt?

Er reagiert mit der notwendigen Ruhe und dem entsprechenden Selbstbewusstsein, was sich in einer solchen Situation auch positiv auf seine Mitarbeiter auswirkt. Das ist aus psychologischer Sicht – auch gegenüber den weiteren Marktteilnehmern – äußerst wichtig. Der Unternehmer wird deswegen nicht gleich an die Öffentlichkeit gehen und sich aus einer Defensivposition heraus über das „unglaubliche Verhalten“ beschweren.

Er hadert nicht mit seinem augenscheinlichen Schicksal und wartet nicht darauf, dass derjenige, der ihm seinen Markt wegzunehmen droht, es sich vielleicht doch noch einmal anders überlegen wird und letztlich doch nicht so böse ist, wie angedroht. Er agiert in dieser Situation mutig und erkennbar selbstbewusst, auch wenn ihn die Situation bestimmt ärgert. Und er zeigt dies nicht, sondern setzt sein „Pokerface“ auf und handelt.

Das gilt es auch in den jetzigen, sich international verändernden Wirtschaftsräumen zu berücksichtigen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass sich die Bedeutung einzelner Wirtschaftspartner und Wirtschaftsregionen verändern kann und sich neue Allianzen bilden. Die Globalisierung der Wirtschaftsräume hat konsequenter Weise zur drastischen Veränderungen der rationalisierten Arbeits- und Lebensformen geführt. Das betrifft nicht nur die Märkte in Asien, Zentral- und Lateinamerika, Afrika, Türkei oder Russland, sondern auch uns in Europa und die USA. Spannend ist es aktuell zwischen den letztgenannten. Welche Auswirkungen werden der Brexit und die neue Politik „America first“ haben? Die Abhängigkeit von den USA könnte für viele Länder zum Problem werden, sollte der eingeschlagene Kurs betreffend Migration und Freihandel durchgehalten werden. Das  Freihandelsabkommen TTP ist bereits aufgekündigt. Unsere Weltmarkt führenden Mittelstandsunternehmen sollten sich in gewohnter Weise gut auf die Veränderungen vorbereiten und Position beziehen, so wie sie es immer schon getan haben. Ein klares Wertebekenntnis ist dabei ein tragender Pfeiler. Nachhaltige Strukturen, Verlässlichkeit, langfristiges Denken, Vertrauen, Fairness oder Ehrlichkeit – das sind Werte, die in mittelständischen Unternehmen elementar sind.

Vielleicht kann die Politik hinsichtlich Ihrer Verhaltensweise in der aktuellen Situation vom zuvor beschriebenen Verhalten der Mittelständler ja derzeit noch etwas lernen?

 

Über den Autor Dr. Dirk Neukirchen und Allistro

Dr. Dirk Neukirchen schreibt seit September 2012 über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich des privaten Beteiligungskapitals und setzt sich unter anderem mit den Anlagemöglichkeiten, der Mittelherkunft und den Rahmenbedingungen solcher Finanzierungsformen auseinander.

ALLISTRO ist eine von mittelständischen Unternehmern gegründete Beteiligungsgesellschaft. Unser Fokus liegt auf Nachfolgeregelungen im innovativen Mittelstand der DACH-Region, welche wir von unseren Büros aus Deutschland und der Schweiz begleiten.

Im Rahmen von Wachstumsfinanzierungen und Nachfolgeregelungen bieten wir gut positionierten mittelständischen Unternehmen eine langfristige Eigenkapitalbeteiligung.

Im Fokus stehen dabei Unternehmen mit Sitz im deutschsprachigen Raum und einem Umsatzvolumen zwischen € 5 Mio. und € 30 Mio. ALLISTRO arbeitet stets nach dem Leitsatz: „Werte schaffen – Werte erhalten“.

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Pulchinellas Geheimnis oder wie sicher sind unsere Unternehmensgeheimnisse?

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Pulchinellas Geheimnis oder wie sicher sind unsere Unternehmensgeheimnisse?

 

Das Thema IT- und Datensicherheit begleitet uns auf Schritt und Tritt. Die NSA späht anscheinend ohne Scham Feind und Freund aus und wird dabei von unserem eigenen Bundesnachrichtendienst unterstützt. Im Fokus der „Informationssammlung“ stehen nicht nur Politiker. Es geht auch um Industriespionage. Keiner weiß genau, wer und was auf der Suchwortliste steht.  Eigentlich will das auch gar keiner wirklich wissen. Doch kann man sich überhaupt vor den Späh-Attacken schützen? Kann man überhaupt noch Informationen geheim halten? Und wenn ja, wie? Fragen, die uns in unserem letzten Industrie-Expertentreffen von ALLISTRO CAPITAL Mitte April in Frankfurt beschäftigt haben. Unser Keynote-Redner Tim Cole vertritt in dieser Diskussion überraschende Thesen und beruft sich auf Kim Cameron’s Law: „Sensitive information will be leaked“.

Sein Vortrag „Pulcinellas Geheimnis“ und auch sein aktuelles Buch „Digitale Aufklärung: Warum uns das Internet klüger macht“, das er zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Internet-Guru Ossi Urchs herausgebracht hat, habe ich zum Anlass genommen und ihn gebeten, in diesem Monat uns einige drängende Fragen zu diesem so wichtigen Thema in meinem Blog zu beantworten. 

Interview mit dem Publizisten und Wirtschaftsredakteur Tim Cole

Tim ColeTim Cole, wie ist Geschichte um Pulcinellas Geheimnis entstanden?

Sie ist nicht von mir, sie ist von Enrico Mordelli. Enrico Mordelli ist ein witziger Mann. Ein sehr gescheiter noch dazu: Als in Italien lebender Psycholanalyst und Informatiker kennt er das Seelenleben der Menschen genau wie das der Computer. Vor einiger Zeit hielt er in München einen Vortrag mit dem schönen Titel: „Geheimnisse und ihre Bedeutung im Zeitalter von Wikileaks“, in dem er über die neue Transparenz des Internet und die Folgen für unsere Gesellschaft sprach, was angesichts der vielen Schlagzeilen über Datenschwund und Identitätsdiebstahl gerade in letzter Zeit besonders aktuell ist.

Mir hatte zu dieser Zeit die Russenmafia meine komplette Homepage gekapert und umgeleitet, was mir ziemlich viel Ärger und Aufwand eingehandelt hat, also habe ich ihm aufmerksam zugehört.

Geheimnisse, sagt Mordelli, sind wichtig für unsere geistige Gesundheit. Wenn wir wüssten, dass alle alles über uns wissen, würde uns das verrückt machen. Unsere innersten Gefühle, Sehnsüchte und Angewohnheiten müssen geheim bleiben, weil es uns Ruhe und Ausgeglichenheit schenkt. In Wahrheit aber, behauptet er, ist nichts wirklich geheim, und daran lässt sich auch nichts ändern. Das ist so, seitdem es den Menschen gibt, denn der Mensch ist im Laufe seiner Entwicklung gewohnt gewesen, in dörflichen Gemeinschaften zu leben, und in einem Dorf ist nichts geheim.

Und die Geschichte handelt davon, dass nichts geheim ist und niemand (angeblich) etwas weiß?

Ja, so ist es. „Jeder im Dorf weiß alles über alle anderen Bewohner, „ sagt Mordelli. „Alle Akteure wissen, wo jeder sich gerade befindet. Giovanni ist auf dem Feld und pflügt. Seine Frau ist mit dem hübschen Antonio droben im Heuboden und macht Liebe, und das weiß auch jeder. Aber alle tun so, als wüssten sie es nicht. Das muss auch so sein, weil sonst das friedliche Zusammenleben in einem Dorf unmöglich wäre.“

Und diese Regel hat er dann auf das Internet übertragen?

Das Internet ist schon häufig mit einem „globalen Dorf“ verglichen worden, und Mordelli glaubt, dass sich die Regeln deshalb direkt übertragen lassen. Er nennt das „Segreto di Pulcinella“ – das Geheimnis des Pulcinella. Pulcinella ist eine Figur aus der italienischen „Comedia dell’arte“, einer alten Theaterform, die im 16. Jahrhundert auf den Jahrmärkten entstand und die Geschichten erzählt, die jeder in Italien kennt. In einer von ihnen erzählt jemand Pulcinella ein Geheimnis, schärft ihm aber ein: „Erzähle es bloß nicht weiter – es ist ein Geheimnis!“ Der arme Pulcinella kann keine Geheimnisse für sich gehalten, also erzählt er es nacheinander jedem der anderen Figuren im Stück, immer mit dem Hinweis, es sei geheim, also nicht weitersagen! Am Ende wissen alle Schauspieler, und natürlich auch das Publikum, genau was das Geheimnis ist, aber sie spielen weiter und tun so, als wüssten sie es nicht, was zu allerlei komischen Verwicklungen führt.

Sie erwähnten den Vergleich des Internet als „globales Dorf“. Was bedeutet dieser Vergleich für Sie?

Das ist erschreckend klar und begründet sich in der Technik, die wir täglich nutzen: Jeder weiß, wo jeder gerade ist. Jeder weiß, wer wir sind. Jeder weiß, was wir gerade machen. Und last but not least: unter normalen Umständen tun alle so, als ob sie nicht wüssten, wo wir sind, wer wir sind und was wir gerade machen.

Und wie hängt diese Geschichte nun mit dem Datenschutz von heute zusammen?

„Der moderne Datenschutz ist ein Segreto di Pulcinella“, sagt Mordelli. Daten hätten nun mal den Drang, sich zu fortzubewegen. Das wissen alle in der IT, aber sie tun so, als wüssten sie es nicht. Man gibt viel Geld aus für Schutzmaßnahmen wie Firewalls und Antivirensoftware, aber ob das wirklich etwas nützt, wenn ein unzufriedener Mitarbeiter Daten mit nach Hause nimmt und sie an WikiLeaks (oder an die Konkurrenz) weitergibt, sei fraglich. Das ist dann peinlich, eventuell sogar schädlich, aber es sei eben der Preis, den wir für die Segen des Digitalzeitalters zu zahlen haben. Man könne versuchen, sich davor zu schützen, besser sei es aber, wenn man mit dem Schlimmsten rechne und sich darauf entsprechend vorbereite. Und wenn etwas – Pucinella hin, Pulcinella her – unbedingt geheim bleiben muss? Ganz einfach, sagt Mordelli mit einem charmanten italienischen Lächeln: „Nun – dann speichern sie es am besten gar nicht auf dem Computer…“

Sie haben vier Thesen aufgestellt, die vom Segreto di Pulcinella ausgehen. Wie lauten sie?

Erstens: Alle Geheimnisse in der Informationsgesellschaft sind Pulcinella-Geheimnisse. Es gibt nichts, was wirklich unbekannt ist.

Zweitens: Pulcinella-Geheimnisse in der IT sind nicht trivial. Sie können sogar von großer Tragweite sein. Ihre Relevanz hängt nicht von ihrem Status ab, sondern von der Rolle, die sie als Machtfaktor in der Gesellschaft und bei zwischenmenschlichen Beziehungen spielen.

Drittens: Der Wert einer Information leitet sich aus ihrem Nutzwert ab. Wer eine Information zuerst anwenden kann, hat den größten Nutzen.

Viertens: Geheimnisse bleiben nur Geheim, wenn der Besitzer mächtig genug ist, sie geheim zu halten oder andere zu zwingen, so zu tun, als ob sie geheim wären.

Das klingt sehr nach den Lehren, die wir von Wikileaks kennen.

Richtig! Wikileaks hat für spektakuläre Enthüllungen gesorgt und über 500.000 Dokumente veröffentlicht. Doch wurden damit wirklich Geheimnisse verraten? Oder vielmehr Informationen öffentlich zugänglich gemacht, auf die unsere Gesellschaft einen Anspruch hat!? Geheimnisse sind Dinge, die wir für geheim halten oder die wir als geheim bezeichnen. Das heißt nicht, dass sie wirklich geheim sind. Ihr Wert liegt nicht darin, ob sie geheim sind oder nicht, sondern darin, welche Macht von ihnen ausgeht.

Heißt das unter dem Strich, dass wir mit „Pulcinella“ leben müssen,  Datenschutz bzw. Datensicherheit nicht möglich sind und deshalb keine Risikovorsorge diesbezüglich treffen sollte?

Ein klares Ja zum ersten Teil Ihrer Frage: wir werden mit Pulcinella leben müssen. Ein eindeutiges Nein zum Thema Datenschutz.

Es geht zunächst um das Bewusstsein, die Erkenntnis, dass nichts mehr wirklich geheim gehalten werden kann. Wir können es uns also einfach machen. Daher sage ich immer: Was nicht geheim gehalten werden muss, sollte öffentlich gemachte werden. Das erste Gebot einer Informationsgesellschaft ist Publizität. „Information wants to be free“! Information ist eine Ware und will als solche in Umlauf gebracht werden. Dinge, die einst geheim gehalten wurden, werden in der Informationsgesellschaft zunehmend öffentlich, weil das in der Natur einer solchen Gesellschaft liegt.

Wenn Information eine Ware ist, dann kann sie auch Privateigentum sein und muss deshalb geschützt werden, um ihren Wert zu erhalten. Dafür gibt es Dinge wie Datenschutz, Privatheit und Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums.

Risiken zu erkennen und Risikomanagement zu betreiben ist ohne Wenn und Aber ein muss für jeden Unternehmer und privaten Nutzer. Aber statt sich um den Schutz von Systemen sollte sich die IT mehr um den Schutz von Informationen kümmern. Ich empfehle da immer wieder eine starke Zugangskontrolle und ein wirkungsvolles Identity Management. Unternehmen und Organisationen müssen auf den “Worst Case” vorbereitet sein.

Was raten Sie zum Thema Datensicherheit?

Beim Thema Datensicherheit geht es im Grundsatz um zwei Punkte. Erstens den Schutz vor Datendieben und zweitens den Schutz vor selbst verschuldetem Datenverlust. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weist zwar regelmäßig darauf hin, dass die Zahl der gezielten Angriffe auch auf die Daten von kleinen und mittleren Unternehmen immer stärker zunimmt. Trotzdem gilt: Das Problem sitzt oft genug vor dem Computer.

Daher ist es unerlässlich die Risiken richtig einzuschätzen und angemessen darauf reagieren. Dazu sollte  man sich zunächst einen Überblick über die wichtigsten Firmenwerte verschaffen.

Sind erst einmal die größten Risiken erkannt, lassen sich daraus relativ einfach einige Sicherheitsrichtlinien ableiten – sowohl für das Arbeiten auf dem eigenen Desktop als auch im Netzwerk. Diese Sicherheitsrichtlinien sollten in Form einer Betriebsvereinbarung verbindlich eingeführt und zum Bestandteil jedes Arbeitsvertrags gemacht werden. Ein weiterer Baustein ist die Passwort- und Zugangsverwaltung bzw. Identitätsverwaltung. Jeder weiß heute, dass ein normales Passwort oder ein Zahlencode in keinster Weise ausreicht. Er ist in Sekunden geknackt. Sicherer sind da andere Systeme wie Iris-, Fingerprint- oder Venen-Scans. Wenn nachvollziehbar ist, welcher Mitarbeiter wann und von wo auf welche Daten zugegriffen hat, schreckt dies potenzielle Datendiebe genauso ab wie „Datenchaoten“, die es mit der korrekten Sicherung nicht so genau nehmen.

Und dann?

Als Nächstes sollten konkrete technische Maßnahmen folgen. Der Umfang der Maßnahmen hängt dabei natürlich vom Wert der zu schützenden Daten ab. Technische Ansätze zur Absicherung von Firmeninformationen unterteilen sich prinzipiell in die vier Bereiche Anti-Virus-Software/Software-Updates, Backups, Kryptografie und ausfallsichere Stromversorgung.

Wie sieht es mit einem Plan für den Notfall aus?

Der Plan für den Notfall ist ebenfalls elementarer Baustein jedes guten Sicherheitskonzepts. Dazu gehört zunächst einmal die Definition: Was ist ein Notfall? Nicht jede kaputte Festplatte ist ein Daten-Gau. Oftmals lassen sich Ausfälle von Computern oder Netzwerken durch geplante Maßnahmen, zum Beispiel durch Ersatzbeschaffung, in kurzer Zeit beheben. Der wahre Notfall tritt erst dann ein, wenn innerhalb der erforderlichen Zeit keine Wiederherstellung der Verfügbarkeit möglich ist und sich daraus ein messbarer Schaden ergibt. Das Sicherheitskonzept sollte diese kritische Grenze beschreiben, damit schon bei Eintritt eines Ereignisses, das zu einem Notfall führen könnte, die erforderlichen Maßnahmen ergriffen und der Schaden in Grenzen gehalten werden kann.

 

Wer ist für die Sicherheit verantwortlich?

Sicherheit im Internet-Zeitalter ist zunächst Aufgabe des Managements. Sie betrifft alle Unternehmensbereiche, jeden einzelnen Mitarbeiter. Sie hat mehr mit Menschenführung und weniger mit Hard- oder Software zu tun. 70 Prozent aller Fälle von Computerkriminalität sind auf eigene oder ehemalige Mitarbeiter zurückzuführen.

Ein letzter Satz von Ihnen.

Ich denke, aus alledem wird eines klar: Wir brauchen ganz offensichtlich schleunigst eine Diskussion um Regeln und Verantwortung nicht nur in der Technik und im Umgang mit Informationen, sondern auch darüber, wie wir als Informations-Gesellschaft damit umgehen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Über Tim Cole:

Tim Cole (65) ist US-amerikanischer Staatsbürger und lebt seit 1961 in Deutschland. Der Journalist kann auf eine 40-jährige Tätigkeit im Pressebereich zurückblicken, die er 1970 mit einem Volontariat bei der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“ begann. Von 1990 bis 1995 die Redaktionsgruppe Multimedia der Motor-Presse Stuttgart. Von 1997 bis 1999 war er Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins NET-Investor. Heute wohnt und arbeitet Tim Cole in St. Michael im Lungau (Salzburg) als Internet-Publizist. Seine Beiträge, Kommentare und Kolumnen erscheinen in führenden Wirtschaftsmagazinen, Tageszeitungen, Fachpublikationen und Internet-Zeitschriften. Als Buchautor („Unternehmen 2020 – das Internet war erst der Anfang“, erschienen bei Hanser; „Erfolgsfaktor Internet“, Econ) und häufiger Referent bei Seminaren und Firmenevents steht er im laufenden intensiven Dialog mit Führungskräften aus Wirtschaft, Politik und Finanzen. Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich heute mit Themen aus dem Bereich Technologie und Wirtschaft. Als Hobby-Barkeeper hat Cole auch mehrere Bücher über Cocktails bei GU veröffentlicht, darunter auch „Sommerdrinks“, das bis heute das meistverkaufte Rezeptbuch über Mixgetränke ist. Außerdem moderiert der Redner kompetent und charmant Unternehmensveranstaltungen zu Themen aus dem High-Tech-Bereich.
 
Weitere Informationen: Wikipedia

 

Über den Autor Dr. Dirk Neukirchen und Allistro

Dr. Dirk Neukirchen schreibt seit September 2012 über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich des privaten Beteiligungskapitals und setzt sich unter anderem mit den Anlagemöglichkeiten, der Mittelherkunft und den Rahmenbedingungen solcher Finanzierungsformen auseinander.

ALLISTRO ist eine von mittelständischen Unternehmern gegründete Beteiligungsgesellschaft. Unser Fokus liegt auf Nachfolgeregelungen im innovativen Mittelstand der DACH-Region, welche wir von unseren Büros aus Deutschland und der Schweiz begleiten.

Im Rahmen von Wachstumsfinanzierungen und Nachfolgeregelungen bieten wir gut positionierten mittelständischen Unternehmen eine langfristige Eigenkapitalbeteiligung.

Im Fokus stehen dabei Unternehmen mit Sitz im deutschsprachigen Raum und einem Umsatzvolumen zwischen € 5 Mio. und € 30 Mio. ALLISTRO arbeitet stets nach dem Leitsatz: „Werte schaffen – Werte erhalten“.

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Risiko im Mittelstand: Wirtschaftskriminalität als Schadens- und Gefährdungspotenzial

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Risiko im Mittelstand: Wirtschaftskriminalität als Schadens- und Gefährdungspotenzial

 

Ist der vorbildhafte deutsche Mittelstand schlecht gegen kriminelle Bedrohungen gerüstet? Expertenschätzungen zufolge beläuft sich der Schaden durch Industriespionage, Diebstähle, Datenmissbrauch, Cybercrime, Erpressung oder andere Delikte auf mehr als 20 Milliarden Euro alleine für den deutschen Mittelstand. Die Statistiken, Studien und Berichte zu den realen Gefahren und angerichteten Schaden lesen sich spannend wie ein Krimi. Der sonst so innovative Mittelstand ist sich zwar der Risiken bewusst, aber nicht bereit konkrete Abwehrmaßnahmen zu ergreifen, um sein wichtigstes Kapital, die Innovationsfähigkeit, zu schützen. Erst wenn es zu spät ist und die Verantwortlichen merken, dass sie Opfer von Wirtschaftskriminellen geworden sind, denken sie über nachhaltige Präventionsmaßnahmen nach. „Aus Schaden wird man klug“, besagt ein altes Sprichwort. Doch warum nicht vorher aus den Fehlern der anderen lernen und eigene Schäden vermeiden, sage ich.

Die Wirtschaftskriminalität ist allgegenwärtig. Man hört und liest viel über die Bedrohungen von Unternehmen. Die Medienberichte über Skandale und Affären reißen nicht ab. Unterschlagung, Geldwäsche, Diebstahl und Urkundenfälschung sind nur ein kleiner Teil der Delikte, die unter dem Begriff Wirtschaftskriminalität zusammengefasst werden. Wer sind die Täter? Bis auf professionelle Wirtschaftskriminelle und Erpresser gibt es keinen Stereotyp dafür. Die Täter können aus den eigenen Reihen kommen. Dabei sind sie häufig nicht die Haupttäter, sondern Komplizen für externe Kriminelle. Mit ihrem Insiderwissen und exklusiven Zugangsmöglichkeiten ermöglichen sie überhaupt erst so manches Verbrechen.

Auch der Schaden, den viele durch unbedachtes Preisgeben von Informationen oder unvorsichtigen Umgang mit Daten verursachen, ist nicht zu vernachlässigen. Aber auch Wettbewerber oder Geschäftspartner können mit derartigen Taktiken Konditionen eines Geschäfts „aufbessern“. Betroffen von Erpressungsattacken mit derart weitreichenden Folgen sind meistens die Geschäftsleitung, das Management oder Personen in verantwortungsvollen Unternehmenspositionen. Denn Je mehr Informationen oder finanzielle Mittel man hat, desto mehr können Täter davon profitieren.

Schadens- und Gefährdungspotenzial im Mittelstand besonders hoch

Mehr als jeder zweite Mittelständler (55 Prozent) wurde in den letzten fünf Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität. Besonders betroffen ist die Industrie: Fast zwei Drittel (60 Prozent) der produzierenden Unternehmen hat bereits Erfahrung mit kriminellen Angriffen, gegenüber rund 44 Prozent der Dienstleistungsunternehmen. Ziel der Attacken sind das materielle Kapital (Unternehmensvermögen (52 Prozent) Gebäude/Fahrzeuge (41 Prozent), Produkte (36 Prozent) wie auch das immaterielle Kapital (Daten (78 Prozent), Reputation des Unternehmens (60 Prozent), geistiges Eigentum (57 Prozent)) der Industrie.  Der Mittelstand fürchtet sich dabei am meisten um seine Wissensträger – vom einfachen Mitarbeiter bis zum Management.  Jeweils rund drei Viertel der Befragten hält Mitarbeiter (78 Prozent) und Management (74 Prozent) aufgrund krimineller Risiken für besonders gefährdet.

Weniger Sorgen machen sich die Unternehmen um die ersetzbaren materiellen Güter. Dabei entstehen häufig Schäden in beträchtlicher Höhe: So berichtet fast ein Fünftel (18 Prozent) der im Rahmen der Studie „Kriminelle Risiken im Mittelstand“ vom F.A.Z.-Institut und forsa befragten Dienstleistungsunternehmen von Einzelschäden zwischen einer halben Million Euro bis zu fünf Millionen Euro.

Auch Cybercrime sehr teuer für den Mittelstand

Rund 40 Prozent der deutschen Unternehmen waren in den vergangenen zwei Jahren von Computerkriminalität betroffen. Das ist eines der Ergebnisse der Studie e-Crime 2015 die kürzlich von der KPMG veröffentlicht wurde. Die durchschnittliche Gesamtschadenssumme liegt demnach bei 371.000 Euro. In Einzelfällen kann es aber auch schnell noch viel teurer werden und es können Schäden von über einer Million Euro auflaufen. Besonders kostenintensiv wird es mit um die 600.000 Euro pro Fall bei der Verletzung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen sowie der Verletzung von Urheberrechten.

Schutz der Wissensträger und des Wissens sind das A und O

Das wichtigste Kapital der Unternehmen ist ihre Innovationsfähigkeit, daher fürchtet der Mittelstand am meisten um seine Wissensträger. Vor allem die Industrie sieht ihr geistiges Eigentum bedroht: 77 Prozent der Entscheider sorgen sich um ihr elektronisch gespeichertes Wissen. Aber nicht nur Server und Computer sind beliebte Ziele von Wirtschaftskriminellen, auch physisch vorhandene Materialien bieten umfassenden Zugang zu wertvollen Informationen. Der Diebstahl sensibler Kundendaten oder technischer Details von Produkten und Geschäftsmodellen können für die Unternehmen großen Schaden anrichten. Ihre Wettbewerbsfähigkeit hängt vom zuverlässigen Schutz der Daten ab. Sonst drohen Verlust von Reputation und Innovationsvorsprung.

Industriespionage und Produktpiraterie beschäftigen die Industrie

Die Mittelständler sind sich sicher, dass die Bedrohungen für ihr Know-how in naher Zukunft sogar noch zunehmen werden. Besonders Industrieunternehmen sehen Risiken für ihr geistiges Eigentum: Mehr als die Hälfte der Befragten aus dem produzierenden Gewerbe geht von einer zunehmenden Bedrohung durch Industriespionage bis 2016 aus, deutlich mehr als ein Drittel (40 Prozent) fürchtet eine Zunahme von Produktpiraterie. Die Späh-Affären der letzten Monate haben die Unternehmen sensibilisiert und so steht die Furcht um das geistige Eigentum steht immer mehr im Zentrum der Bedrohungsszenarien für die nahe Zukunft.

Auch die identifizierten Feindbilder verändern sich: Zwar halten 41 Prozent der Befragten allgemein unternehmensexterne Wirtschaftskriminelle für die größte Bedrohung des eigenen Unternehmens. Auf Platz zwei und drei folgen jedoch bereits andere Staaten (21 Prozent) und sogar Businesspartner des Unternehmens (18 Prozent) als potenzielle Angreifer.

Zu den am häufigsten genannten Einzeldelikten, durch die sich Unternehmen branchenübergreifend gefährdet fühlen, gehören Diebstahl bzw. Unterschlagung (91 Prozent der bereits geschädigten Befragten und 55 Prozent der unvorbelasteten nennen dieses Risiko), Betrug bzw. Untreue (80 Prozent bzw. 62 Prozent) und Compliance-Verstöße (55 Prozent bzw. 31 Prozent).

Das größte Risiko lauert im eigenen Unternehmen

Rund die Hälfte der Mittelständler fürchtet Angriffe von außen. Doch Organisationen, die bereits durch Wirtschaftskriminalität zu Schaden gekommen sind, müssen einsehen: Die Gefahr schlummert häufig im Unternehmen selbst. Fast zwei Drittel (60 Prozent) unter ihnen geben an, dass Angriffe von innen gegenwärtig zu den größten kriminellen Risiken für ihr Unternehmen gehören. Von den bislang verschonten Unternehmen sorgt sich nur rund ein Drittel (36 Prozent) um die Bedrohung aus den eigenen Reihen.

Prävention beginnt bei den Mitarbeitern

Zum Teil haben Unternehmen dies bereits erkannt und setzen mit ihren Präventionsmaßnahmen auch bei den Mitarbeitern an. 82 Prozent der befragten Unternehmensentscheider geben an, grundsätzlich Geheimhaltungsvereinbarungen in ihre Arbeitsverträge aufzunehmen, 77 Prozent setzen auf Schulung und Sensibilisierungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter. Jedoch nutzt nur knapp jeder Fünfte (19 Prozent) die Möglichkeit, Mitarbeiter gezielt auf kriminelle Hintergründe und Verbindungen zu durchleuchten.

Auch die Integration bestehender Mitarbeiter in das Präventionsprogramm eines Unternehmens ist ein entscheidender Faktor. Häufig zeichnen sich in der Zeit vor kriminellen Delikten Veränderungen im Verhalten der Mitarbeiter ab, die nur von wenigen Unternehmen wahrgenommen oder richtig gedeutet werden. Zu den am häufigsten wahrgenommenen Warnsignalen gehören Frustration und Unzufriedenheit von Mitarbeitern (von 33 Prozent der Befragten genannt), auffälliges Verhalten von Mitarbeitern am Arbeitsplatz (25 Prozent) und die Diffamierung des Unternehmens durch Mitarbeiter (24 Prozent). Unzufriedene Mitarbeiter verlieren in der Regel die Loyalität zu ihrem Arbeitgeber. Das senkt die Hemmschwelle für kriminelle Handlungen. Mit Wachsamkeit und Fingerspitzengefühl können Unternehmen dem frühzeitig entgegensteuern.

Den meisten Unternehmen mangelt es an einem ganzheitlichen Sicherheitskonzept

Zwar haben Schäden und Warnungen den Mittelstand sensibilisiert, dennoch investieren die Mittelständler erstaunlich wenig in integrierte Sicherheitskonzepte. Knapp ein Drittel (29 Prozent) der Befragten hält kein Budget für Prävention bereit. Obwohl Mittelständler viele schützenswerte materielle ebenso wie immaterielle Güter haben, investieren sie wenig in systematische Sicherheitsprogramme. Das macht sie verwundbarer als Großkonzerne mit entsprechender Finanzdecke. Viele Unternehmen haben jedoch verstanden, dass Prävention zum Schutz vor Wirtschaftskriminalität unerlässlich ist. Häufig setzen sie dazu lediglich einzelne isolierte Maßnahmen ein. Ein intelligentes Sicherheitskonzept sollte mehrere Maßnahmen miteinander verzahnen. So können die vorhandenen Mittel optimal eingesetzt und hohe Schäden vermieden werden.

Selbstüberschätzung, sich aus eigener Kraft heraus aus den Fängen derartiger Angriffe zu befreien, oder Angst um die eigene Existenz führen dazu, dass das eigene Handeln von außen bestimmt wird und bringen ungeahnte Gefahren mit sich.

Fazit: Viele Schäden und Verluste können durch die gezielte Absicherung unternehmerischer Risiken vermieden werden

Der unternehmerische Erfolg mittelständischer Unternehmen ist untrennbar mit dem professionellen Management von Gefahren verbunden. Werden Risiken unbeherrschbar, entweder weil sie nicht rechtzeitig erkannt oder schlichtweg ignoriert werden, können sie den Fortbestand der Unternehmung gefährden. Ein systematisches Risikomanagement und Investitionen in die richtigen Präventionsmaßnahmen können helfen. Ein intelligentes Sicherheitskonzept muss ganzheitlich gedacht werden, sich individuell an das jeweilige Unternehmen anpassen und laufend evaluiert und verbessert werden. Nachhaltiges Risikomanagement und Unternehmenssicherheit sind Teil der täglichen Arbeit der gesamten Organisation mit operativem Nutzen  für das Unternehmen und damit integraler Bestandteil der gesamtheitlichen strategischen Unternehmensführung. Also Chefsache!

Die Nachfrage nach Sicherheitsleistungen und -lösungen in diesem Markt wird steigen – ALLISTRO CAPITAL ist auf Investments in die Sicherheitsindustrie fokussiert, der attraktive Wachstumsraten prognostiziert werden.

Deutlicher Rückgang der Wirtschaftskriminalität

Im Jahr 2013 wurden in der PKS insgesamt 71.663 Fälle von Wirtschaftskriminalität registriert, rund 12 % weniger als im Vorjahr (81.793 Fälle). Der Anteil der Wirtschaftskriminalität an den insgesamt polizeilich bekannt gewordenen Straftaten betrug im Berichtsjahr 1,2 % (2012: 1,4 %). Die Fallzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken, sie liegen deutlich unter dem Mittel­wert der letzten fünf Jahre (87.425).

Die Fallzahlen im Bereich der Wirtschaftskriminalität sind insbesondere im Bereich der Wirtschaftskriminali­tät bei Betrug im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen und erreichen mit 71.663 registrierten Straftaten den niedrigsten Wert der letzten fünf Jahre. Zudem wurden im Berichtsjahr rund 10 % weniger Tatverdächtige polizeilich ermittelt.

Die Anzahl der Fälle unter Nutzung des Internets bei Straftaten der Wirtschaftskriminalität war im Berichts­jahr rückläufig. Bei einer zunehmenden Nutzung des Internets in allen Bereichen des täglichen Lebens ist dieser Trend im Bereich der Wirtschaftskriminalität bemerkenswert. Die Wirtschaftskriminalität beim Betrug stellte in den letzten Jahren den Hauptanteil der mittels Internet begangenen Wirtschaftskriminalität dar. Die Tatsache, dass die Anzahl dieser Delikte im Berichtsjahr deutlich rückläufig war, kommt als Erklärung für den Rückgang der Fallzahlen im Bereich des Tatmittels Internet in Betracht. Die durch die Wirtschaftskriminalität verursachten Schäden belaufen sich auf rund 50 % des Gesamtscha­densvolumens aller in der PKS erfassten Straftaten in Höhe von rund 8 Mrd. Euro. Dieses unterstreicht trotz der festgestellten rückläufigen Entwicklung in Teilberei­chen der Wirtschaftskriminalität ihr gleichbleibend hohes Schadens- und Gefährdungspotenzial. Zudem sind neben den monetär erfassten unmittelbaren Schäden die mittelbaren Auswirkungen von Wirtschaftskriminalität zu berücksichtigen.

Quelle: Bundeslagebericht 2013 BKA

Über die Studie „Kriminelle Risiken im Mittelstand – Gefahren, Schäden und Prävention“

Für die Studie befragten forsa und das F.A.Z.-Institut im Januar 2014 im Auftrag von Result Group 100 Entscheider für die Bereiche Risikomanagement, Compliance und Informationsschutz aus deutschen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern nach ihren Erfahrungen mit Wirtschaftskriminalität, ihrer Einschätzung der gegenwärtig und zukünftig besonders gefährdeten Unternehmensbereiche und ihren Präventionsmaßnahmen. Die ausführlichen Ergebnisse sind nachzulesen unter www.result-group.com/unternehmen/studie-wirtschaftskriminalitaet.html.

 

 

Über den Autor Dr. Dirk Neukirchen und Allistro

Dr. Dirk Neukirchen schreibt seit September 2012 über aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich des privaten Beteiligungskapitals und setzt sich unter anderem mit den Anlagemöglichkeiten, der Mittelherkunft und den Rahmenbedingungen solcher Finanzierungsformen auseinander.

ALLISTRO ist eine von mittelständischen Unternehmern gegründete Beteiligungsgesellschaft. Unser Fokus liegt auf Nachfolgeregelungen im innovativen Mittelstand der DACH-Region, welche wir von unseren Büros aus Deutschland und der Schweiz begleiten.

Im Rahmen von Wachstumsfinanzierungen und Nachfolgeregelungen bieten wir gut positionierten mittelständischen Unternehmen eine langfristige Eigenkapitalbeteiligung.

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